Was fragen wir Anwältinnen uns am Ende des Tages?
Ich habe einmal mit einer sehr konstruktiven Kollegin auf der Gegenseite telefonisch an einem Vergleich gebastelt, der dann vor dem anberaumten Termin unter Dach und Fach war und schriftlich im Beschlusswege vom Arbeitsgericht festgesetzt werden sollte. Nun ging es noch darum, das Werk zu verschriftlichen und auf den Weg zum Gericht zu bringen. Mir blieb allerdings an dem Tag nicht mehr viel Zeit bis ich meine Tochter abholen wollte, die damals noch in den Kindergarten ging.
Und diese kluge Kollegin sagte zu mir: „Das ist kein Problem, ich bringe den Vergleich zu Papier und Sie bestätigen dann. Am Ende unseres Lebens werden wir nicht gefragt, wie viele Akten wir bearbeitet haben. Aber wenn Sie die Zeit mit Ihren Kindern nicht nutzen und genießen, werden Sie es bereuen.“ Wie freundlich war das denn!? Und wie wahr.
Am Ende unseres Lebens werden wir nicht gefragt, wie viele Akten wir bearbeitet haben.
Und heißt das nun im Umkehrschluss, dass wir möglichst wenig Akten bearbeiten sollen? Überhaupt nicht! Viele von uns, und dazu zähle ich mich unbedingt, arbeiten gern und finden Sinn und Erfüllung auch in dem, was sie beruflich bewegen. Go for it!
Die Frage ist ja sowieso: wer stellt dir denn solche Fragen am Ende deines Lebens? Möglicherweise du selbst. Und vielleicht fragst du dich probehalber schon mal am Ende eines Tages, ob du ihn in einer guten Verbindung zu dir selbst, zu deinen Werten und Zielen verbracht hast. Denn aus genau diesen Tagen wird es ja letztlich bestehen, dein Leben.
Kanzlei und Leben in Balance?
Der Trick ist aus meiner Sicht, die ganz persönliche Balance zu finden und immer das, was gerade dran ist, mit vollem Herzen zu tun. Ohne schlechtes Gewissen, dass du an anderer Stelle dann gerade nicht sein kannst, weil du dich nun mal einfach nicht aufteilen kannst. Es gelingt mir nicht immer. Aber es fühlt sich so viel leichter an, wenn es klappt. Und Leichtigkeit macht für mich total viel Sinn.
Die Wichtigkeiten verschiedener Lebensbereiche können sich na klar in unterschiedlichen Phasen des Lebens verschieben und so hilft es auch hier wieder, sich immer wieder bewusst zu machen was mache ich hier eigentlich gerade und passt das zu mir und meinen Bedürfnissen und Zielen.
Dein Leben ist immer so gut wie die Fragen, die du dir stellst.
Frag dich, was deine eigenen Erwartungen an dich und an dein Leben sind und mach es dann genau so. Sei frei darin, neu zu entscheiden, wenn Dinge nicht mehr passen. Und ein paar Sachen dann natürlich auch einfach mal machen – den Schriftsatz raushauen, wenn die Frist abläuft zum Beispiel.
Wie sollen deine Tage gefüllt sein? Wieviel Leben steckt im Anwaltsleben? Schreib mir super gern an hallo@inspiredlaw.de oder über Instagram @christianeeymers. Ich freue mich auf einen Austausch mit dir!
P.S.
Liebe Kollegin, ich glaube aus Hannover, ich weiß leider Ihren Namen nicht mehr. Melden Sie sich gern einmal bei mir, wenn Sie sich wiedererkennen – Sie sind eine Inspiration!